Meine Reise
Bereits in meiner Jugend hatte ich immer das sehr starke Gefühl, dass das Leben mehr ist als das, was uns gesellschaftlich vorgeschlagen wird. Mehr als der stumpfe Ritt durch Schule, Ausbildung, Beruf, Familiengründung, 40 Jahre arbeiten, um dann in hohem Alter „frei“ zu sein, um endlich das zu tun, wovon viele ihr Leben lang träumen. Reisen, die Welt entdecken, endlich Zeit für das Hobby zu haben, das man schon lange ausüben wollte. Irgendwo tief in mir drin wusste ich, dass das nicht alles sein kann.
Da es mir natürlich an Bewusstheit fehlte und ich mir außerdem ausgesucht hatte, für dieses Leben eine ordentliche Ladung Trauma als Wachstumsanreiz einzuladen, drückte sich dieses Wissen in erster Linie in Rebellion gegen alles aus, was ich als Autorität wahrnahm. Ich war außerdem - wie so viele Teenager - gefangen im Außen. Durch meine frühen, tiefen Wunden immer auf der Suche nach romantischen Beziehungen, in denen ich meine Partnerin dafür verantwortlich machte, die „Löcher“ in meinem Wesen zu füllen. Gepaart mit einem tief sitzenden Glaubenssatz, im wahrsten Sinne des Wortes nicht liebenswert zu sein, den ich durch hochtoxisches Verhalten immer weiter zementiert habe, kreierte ich Drama nach Drama nach Drama.
Im jungen Erwachsenenalter entwickelte ich dann eine eingefleischte Sex-Sucht, durch die ich weiterhin Unmengen an Scham und Schuld auf den in mir weiter wachsenden Berg schüttete und natürlich die meisten meiner Beziehungen ruinierte.
Intuitiv meiner Faszination für Menschen und ihren Heilungsprozess folgend, begann ich 1998 meine Ausbildung zum Physiotherapeuten. Anfangs war ich besessen davon, mich nur auf die körperlichen Schwierigkeiten meiner Patienten zu konzentrieren und alles andere auszublenden. Es dauerte dann natürlich nicht lange, bis ich diese Idee aufgeben musste, weil ich mit Beweisen dafür konfrontiert wurde, dass Körper und Geist untrennbar zusammenhängen und es absolut unmöglich ist, nur mit einem dieser beiden Teile zu arbeiten. Ich begann, mich mit Kommunikationspsychologie zu beschäftigen. Nicht im Sinne von Werbung und Marketing, sondern damit, wie wir Menschen miteinander und vor allem intern mit uns selber kommunizieren.
Im Jahr 20212 hatte ich dann mein erstes massives spirituelles Erweckungserlebnis. Aus dem Nichts und in einem Zustand vollständiger Nüchternheit wurde ich aus meinem Körper gerissen und auf eine Ebene des Seins katapultiert, in der ich ohne Zweifel fühlen konnte, dass ich eins war mit allem, was existiert. Ich war außerhalb meines Körpers und mir gleichzeitig bewusst, dass er „unten“ in der Sonne stand und Tränen über sein Gesicht liefen. Raum und Zeit existierten dort, wo ich war nicht. Es fühlte sich an, als würde ich in warmer Honigsuppe schwimmen, eingepackt in pure Liebe. In diesem Moment verstand ich, dass ich eine Seele bin, die in einem Körper wohnt und nicht, wie ich vorher glaubte, ein Körper, der eine Seele hat.
Damals hatte ich noch keine Worte dafür, erfuhr dann irgendwann, dass diese Art Erlebnis als „ozeanische Entgrenzungserfahrung“ bezeichnet wird. Absolut passend.
Ein halbes Jahr später folgte dann das, wofür ich später die Bezeichnung „Dunkle Nacht der Seele“ fand. Natürlich durch eine Beziehung ausgelöst, schlief ich 4 Wochen lang so gut wie nicht, verbrachte die Nächte wach in den Tiefen meines Seins und die Tage in einem Zustand fast manischer Klarheit. Ich hatte mich noch nie zuvor so lebendig gefühlt. Ich verstand in dieser Phase, dass ich alleine verantwortlich bin für das, was in meinem Leben passiert. Und auch für alles, was seit vor meiner Geburt passiert ist. Dass mein gesamtes Leben darauf ausgerichtet ist, zu lernen, was es bedeutet, als Seele in einem menschlichen Körper auf der Erde zu leben.
Wie so oft bekam ich auch sehr schnell die Gelegenheit, dieses neu erlangte Wissen in die Tat umzusetzen. Und ich entschied mich dagegen. Ich entschied mich viel mehr dazu, noch mal eine Runde durch die Konsequenzen meiner alten Glaubenssätze zu drehen und mich komplett in einer Beziehung zu verlieren. Durch diese Beziehung bewies ich mir zwar, dass einer meiner tiefen Glaubenssätze - „Meine Beziehungen halten maximal 2 Jahre.“ - falsch war, denn sie dauerte 8 Jahre. Gleichzeitig ignorierte ich mehrfach die Gelegenheit, meine anderen Glaubenssätze zu beleuchten und meine Beziehungswunden zu erkennen, ihre Konsequenzen durchzufühlen und sie dadurch zu integrieren. Und dadurch erschuf ich in Kokreation mit meiner Partnerin, die ihre eigenen Wunden lebte, eine Hölle mit mir bis dahin unbekannten Qualen.
So war es nicht überraschend, dass ich mich 2019 dann in einem Workshop wiederfand, in dem wir eingeladen waren, im Kreis für alle hörbar mit unserem Nachbarn etwas zu teilen, von dem wir nicht wollten, dass er oder sie es weiß. Ich drehte mich also zu meiner Kreisnachbarin um und sagte: „Ich will nicht dass Du weißt, dass ich mich selber überhaupt nicht leiden kann.“ Dabei brach ich in Tränen aus, bevor ich diesen Satz beenden konnte. Diese überaus schmerzhafte Erkenntnis, die mir bis zu diesem Zeitpunkt selber überhaupt nicht klar war, markierte den ersten bewussten Wendepunkt auf meiner Reise zu mir selbst.
Es folgten Jahre intensiver Therapiearbeit. Dazu der Besuch unzähliger Workshops, Trainings und Retreats in den Bereichen Tantra, Männerarbeit, Schamanismus und Seelenverkörperung. Und natürlich durften auch geführte Pflanzenmedizinzeremonien und psychedelische Solo-Reisen einen großen Teil dazu beitragen, neue Erkenntnisse über mich und mein Leben zu gewinnen und diese zusammen mit den schon bekannten Dingen zu integrieren.
2023 entschied ich dann, meine Identität des Physiotherapeuten hinter mir zu lassen und mich dem Erlernen von Modalitäten zu widmen, mit deren Hilfe ich suchenden Wesen dabei helfen kann, ihren Weg zu sich selbst, in ihr Herz, in die Liebe und damit nach Hause zu finden. Mein sehr stark als Physiotherapeut identifizierter Anteil wehrte sich natürlich nach Kräften und gab mir dadurch die Gelegenheit, an mir selbst zu erfahren, was es bedeutet - und was nötig ist - sich ein neues Leben aufzubauen.
Heute bin ich natürlich immer noch in diesem Prozess. Ich habe verstanden, dass die menschliche Erfahrung ständigem Wandel und ständigem Werden unterworfen ist und dass es gilt, diesen Wandel als einzige Konstante zu umarmen und aktiv zu gestalten.
Und auch, wenn ich all das immer noch lerne, erfüllt es ich mit unfassbarer Freude, in meinem Leben an einen Ort gekommen zu sein, von dem aus ich Dir und anderen Menschen dabei helfen kann, den Weg in ein von Liebe erfülltes Leben zu gehen.